yamioscuridad: (pic#2748336)
Rauer Nachtwind wehte durch die verlassen wirkende Siedlung. Staub und Dreck ziehen um die Ecken und würden jeden, der unterwegs gewesen wäre erschaudern lassen.
Alles lag in Stille, nirgends war ein Laut zu hören. Nirgends? Nein, das stimmte nicht ganz! Im Saloon herrschte selbst zu dieser späten Zeit noch wildes Treiben. Die Klänge des Klaviers, der Jubel des Gäste, die die Tänzerinnen bei ihrem rhythmischen Bewegungen anfeuerten, drangen bis vor die Tür.

Schmunzelnd betrachtete der Mann mit dem kantigen Zügen, dem rabenschwarzem Haar und den stechend blauen Augen das Geschehen. Bartstoppeln, als Zeichen, dass die letzte Rasur schon ein paar Tage zurücklag. Die Haare, stumpf und strähnig, zu einem kleinen Zopf im Nacken zusammengebunden. Das Grinsen auf den Lippen leicht schräg, ließ das Gesicht nur wenig freundlich wirken.
Immer wieder griff er nach den Gläsern, die er zuvor abgewaschen hatte und trocknete sie ab.
Sein Name war Charles Potter, doch im Saloon und im Dorf nannte jeder ihn Jack. Charles konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie es dazu gekommen war und kaum einer wusste noch, dass er eigentlich Charles Potter hieß. Er war einfach nur Jack. Jack, der Barmann im Saloon.

„Hey, Jack!“, ertönte die dunkle Stimme des Sheriffs und lenkte die Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen auf sich. „Abend, Sheriff. Hier für einen kleinen Umtrunk?!“ Jack schmunzelte und griff nach einem sauberen Glas. Der Hüter des Gesetzes war dafür bekannt, dass er gern einmal einen über den Durst trank. „Nein, nein!“, verteidigte sich kleine, leicht dickliche Mann und hob zur Abwehr die Hände. „Ich bin wegen den neuen Steckbriefen hier!“ - „Schon wieder neue?! Diese Banditen vermehren sich auch wie die Karnickel!“ Der Schwarzhaarige verzog abfällig und spuckte zur Untermalung seiner Worte in den metallenen Eimer unter der Bar. „Ja, ich weiß! Abartig dieses ganze Gesindel! Ich bin nur damit beschäftigt irgend wen ins Kittchen zu bringen!“, klagte der ältere Mann und kletterte schwer fällig auf einen der Barhocker. Dankend nahm er das Glas Scotch an, dass Jack ihn hingestellt hatte und leerte es in einem Zug. „Lästig wie Fliegen, sag ich dir!“, schimpfte der Sheriff weiter und griff in seine Innentasche.
Er zog einen Stapel von sieben bis neun Fahndungsplakaten heraus und ließ sie auf die Bar fallen. Neugierig nahm der Barmann den Stapel und ließ sein Blick über das oberste Plakat gleiten. Ein Mann um die vierzig war darauf gezeichnet wurden. Seine Wangenknochen standen auffällig hervor, seine Nase sah aus als wäre sie schon um die zwei mal gebrochen worden und seine Augen saßen so tief in ihren Höhlen, dass es Jack ein Rätsel war, wie er die Lider überhaupt öffnen konnte. Ungeachtet, wie der Gesuchte hieß legte er den obersten Steckbrief beiseite und sah auf den zweiten. Zu seiner Überraschung war darauf eine junge Frau abgebildet. Ihr langes, lockiges Haar lag wallend auf ihren Schultern. Der Barmann vermutete, dass es Blond war, denn die Schattierungen der Kohle waren nicht so stark, wie bei den meisten anderen. Ihre Lippen wirkten einladend und weich. Jack erschrak etwas, als er die Narbe erkannte, die sich über ihre linke Gesichtshälfte zog. Sie war ihm im ersten Moment gar nicht aufgefallen, zu sehr war er von ihrer Erscheinung geblendet gewesen.
Den Kopf leicht schüttelnd legte er auch diesen Steckbrief beiseite, wieder las er den Namen nicht und ließ seine Edelsteine über den nächsten wandern. Die Iriden des Abgebildeten stachen ihm als erstens ins Auge. Sie wirkten so unschuldig, so rein und sanft. Jack konnte nicht glauben, dass ein Mensch, der solche Augen besaß wahrhaft böse sein konnte. Seine Züge waren weich und dennoch markant, seine Lippen schmal und wohl geformt und verliehen seinem Gesicht zusätzlich das gewisse Etwas. Der Barmann wollte gerade den Namen lesen, als der Sheriff ihn ansprach: „Hängst du sie aus?!“ Irritiert hob der Schwarzhaarige seinen Kopf, blickte dem alten Mann direkt in die trüb wirkenden Augen. „Natürlich...“, flüsterte der Angesprochene und wand sich wieder dem Steckbrief in seiner Hand zu. Neugierig las er den Namen, der darauf gedruckt war: William Scot. „Was wird dem hier vorgeworfen?!“, fragte Jack nun und hielt den Hüter des Gesetzes damit auf, der gerade im Begriff war zu gehen. „Welcher?!“ Der Sheriff entriss Jack das Fahndungsplakat und sah es sich selbst an. „Ah dieser Scot. Der hat in Burda Town eine Bank überfallen und um die vier Meilen von hier eine Postkutsche.“ - „Ein Räuber also...“, flüsterte Charles als müsste er sich selbst davon überzeugen. „Hänge die Plakate auf!“, sagte der Sheriff nun, seine Worte klangen wie ein Befehl. „Ich werde im Krämerladen die anderen Kopien aushängen lassen! Gute Nacht, Jack!“ - „Nacht, Sheriff!“
Der Barmann nahm den Steckbrief wieder an sich, warf einen letzten Blick darauf und legte ihn zu den anderen. [i]William Scot[/i], war sein letzter Gedanke, eher er sich wieder seinem eigentlichen tun zu wand.

„Nun komm schon, Luke. Genug für heute getrunken!“ - „Wi' du meinscht, Schack!“, lallte der betrunkene Mitte-Dreißiger, als Charles Potter, den alle Jack nannten, ihn aus den Saloon geleitete. Es war nun drei Uhr nachts und höchste Zeit zu schließen. Als nun auch der letzte Gast endlich aus dem Etablissement war, schloss Jack die Tür, die sich hinter den Pendeltüren befand, ab und begann die Lichter überall zu löschen.
Der Tag war voller Anstrengung gewesen. Jack war der Meinung noch nie so viel ausgeschenkt zu haben, wie an diesem Tag. Er war froh, dass nun endlich sich ein paar Stunden Ruhe und Schlaf gönnen konnte. „Gute Nacht, Jack!“, rief Lucy, eine der Tänzerinnen, von der oberen Etage, bevor sie in die allein für die Angestellten gebauten Zimmer verschwand. „Nacht, Lucy!“, antwortete der Barmann aus reiner Höflichkeit, denn er war sich sicher, dass die junge Frau ihn so oder so nicht mehr gehört hatte.

Ein letzter prüfender Blick glitt durch den Saloon, bevor sich Jack auf den Weg zu den Treppen nach oben machte. Doch dann weckte ein Geräusch an der Hintertür seine Aufmerksamkeit. Der Schwarzhaarige drehte auf der Schwelle um und begab sich zu seiner Bar. Er griff nach einem Gewehr, dass in einer Nische dahinter lag. Es war seit Jahren nicht mehr benutzt worden, geschweige denn, dass es geladen war. Doch Charles hoffte, dass es zur Abschreckung reichen würde. Schritt für Schritt näherte er sich der Hintertür, das nicht geladene Gewehr angelegt und selbst etwas geduckt. Wieder ertönte ein Geräusch und Jack hielt inne. Wer auch  immer da war, er kam näher!
Jack presste seinen Rücken an die hölzerne Wand hinter ihm. Sein Herz überschlug sich beinah. Er kam sich so unglaublich töricht vor hier zu stehen, mit einer Waffe in der Hand, die nicht geladen war und einem Herzen in der Brust, das so unglaublich fest gegen seine Rippen schlug, dass er befürchtete sie könnten davon brechen.
Dann konnte er plötzlich Schritte hören. Sie waren schwer, beinah schleppend und sie kamen immer näher. Charles schluckte noch einmal bevor seinen Atem anhielt. Ruhig verharrte er auf seinem Standpunkt, bereit den Eindringling mit dem ungeladenen Gewehr nieder zu schlagen. Immer lauter wurden die schleppenden Schritte. [i]Jetzt oder nie[/i], dachte sich der Barmann und holte aus, doch zum zuschlagen kam er nicht. Noch bevor er sich überhaupt bewegen konnte spürte er auch schon die Mündung eines Gewehrs genau in der Mitte seiner Stirn.
Reflexartig versteinerte sich der Schwarzhaarige, kniff die Augen zusammen und wartete darauf, das gleich ein Schuss ertönen würde, doch es geschah nichts.

Jack wartete noch ein paar Sekunden, bevor er sich traute seine Augen zu öffnen.  Seine stechend blauen Iriden trafen auf sanfte, reine, ganz unschuldig wirkende. Der Barmann erschrak. Diese Augen hatte er heute schon ein mal gesehen und er wusste auch ganz genau wo! „William Scot!“, flüsterte er und spürte die wie Waffe fester auf seine Stirn gedrückt wurde. „Woher kennst du meinen Namen?“, antwortete der Angesprochene und seine Stimme klang gar nicht wie die eines Räubers, eines Schurkens. Jack hatte schon mit vielen Kriminellen zu tun gehabt, immerhin war er Barmann im Saloon, dort gingen diese ein und aus.  Nur ein Bruchteil von ihnen wurde vom Sheriff festgenommen und solang sie gut zahlten sah Jack auch keinen Grund sie bei dem Hüter des Gesetzes von Daily Town, der Stadt in der er lebte, anzuschwärzen. „Steckbrief...“, murmelte der Schwarzhaarige und betrachtete den Mann, der ihn die Waffe an die Stirn hielt genauer. Seine Augen, die so unschuldig und rein wirkten, waren Honigfarben, so weit wie Jack das in den abgedunkelten Saloon erkennen konnte , vielleicht waren sie auch braun und seine Haare schienen einen Goldton zu haben, doch es konnte auch ein helles braun sein, er war sich einfach nicht sicher. Im gesamten, machte William Scot, den er bis jetzt erst vom Steckbrief her kannte genau den Eindruck, den Jack schon auf den ersten Blick von ihm hatte. Er passte einfach nicht in das typische Verbrecherbild.
„Verdammt.“, keuchte William und ließ unerwarteter Weise die Waffe sinken. „Mach jetzt ja, nichts falsches!“, fügte er hinzu, bevor er einen Schritt zurück ging und sich an die gegenüber liegende Wand lehnte. Wieder keuchte er beim sprechen und der Schwarzhaarige konnte sehen, wie er die unbewaffnete Hand auf seine linke Seite drückte.
„Alles in Ordnung?!“, fragte der Barmann und ging einen Schritt auf den Räuber zu, der ruckartig die Waffe wieder hob. Ein schmerzlicher Keucher verließ seinen Mund und fast zeitgleich wurde die Waffe entsichert. „Ich sagte, mach nichts falsches!“, wiederholte der etwas Größere und Jack hob eine seiner Augenbrauen. Jegliches Gefühl von Angst und Panik, das er verspürt hatte, war dahin. Der Schwarzhaarige konnte nicht sagen woran es lag, vielleicht an William Scots Erscheinung, doch er konnte plötzlich keine Angst mehr verspüren. Selbst die Waffe verängstigte ihn nicht mehr.

„Du brauchst einen Verband!“, sagte der Barmann bestimmend, doch William schien von dieser Idee nicht besonders begeistert zu sein. „Halt dich da raus!“, zischte er und presste seine Hand fester auf seine Seite. „Lass mich dir helfen!“, sagte er ruhig und versuchte das Vertrauen des Räubers zu erlangen, doch dieser blieb skeptisch.
William kannte die Tricks, die andere zu versuchten anzuwenden um ihn zu hintergehen und schließlich den Sheriff auszuliefern. Es würde ihn nicht wundern, wenn dieser Saloontyp, hier das auch versuchen würde. „Halt dich da raus!“, wiederholte er und hob die Hand mit der Waffe erneut. Wieder keuchte er leise auf. Seine Finger krallten sich in den schon mit Blut getränkten Stoff, des Hemdes, während alles vor Williams Augen langsam zu verschwimmen begann. Dumpf schlug er auf den hölzernen Boden auf, alles um ihn herum wurde schwarz. Die Waffe glitt aus seinen Händen, schlitterte über das Parkett und landete genau vor Jacks Füßen.


Als Scot wieder die Augen öffnete fand er sich in einem kleinen Zimmer wieder. Er lag in einem weichen Bett und die Decke, die ihn einhüllte war aus Daunen. Er runzelte die Stirn. Also hinter Schwedischen Gardinen war er schon mal nicht, dafür passte die Umgebung und die warme, weiche Decke einfach nicht.
„Sie sind ja, doch Honigfarben.“, ertönte plötzlich eine Stimme und William zuckte zusammen. Ein leiser Keucher verließ seinen Mund, bevor er in die Richtung blickte, aus der die Stimme gekommen war. Da war er wieder dieser Mann aus der Bar, in die er eingebrochen war um Alkohol zu Desinfektion zu stehlen. Doch dieses Mal hatte er keine Stoppeln im Gesicht, es musste frisch rasiert sein. Seine schwarzen Haare wirkten plötzlich viel länger, aber vielleicht bildete sich William das auch nur ein, denn immerhin war es halb dunkel gewesen und er hatte unter starken Schmerzen gelitten. Moment, gelitten?! Der Edelsteine des Räubers wanderten auf die Stelle, bei der ihn die Kugel getroffen hatte. Doch alles was er sah war ein weißer Verband. „Warum?!“, fragte er und hob seinen Blick zu dem Barmann. 
Jack lächelte ihn sanft an, bevor er sich von dem Stuhl auf dem er saß erhob und zu dem kleinen Schränkchen am anderen Ende des Raumes ging, auf dem eine Porzellane Kanne stand. Er nahm sie in die Hand und füllte etwas Wasser in ein kleines Glas, welches er dann William reichte. „Du bist mir so vor die Füße gefallen, da musste ich mich entscheiden ob ich dir helfe oder dich zum Sheriff bringe. Hätte ich dich Sheriff Kingley ausgeliefert wärst du wahrscheinlich jetzt nicht mehr am leben, also habe ich dir geholfen.“ - „Ja, aber warum?!“, fragte der Räuber erneut und wieder lächelte Jack, der eigentlich Charles Potter hieß. „Sagen wir so... Wären deine Augen nicht so unschuldig und deine Erscheinung nicht so sanft, hätte ich anderes gehandelt.“
William stutzte und Jack begab sich zur Tür. Der Brünette, dessen Haaren beinah schon in das Blonde gingen, war verwirrt. Das war ein Grund, damit ein Räuber, ein Dieb, ein Straftäter, wie er es war, nicht ausgeliefert wurde? Oder war das nur ein Vorwand um ihn dann doch noch auszuliefern? Er wusste es nicht und das gefiel ihm gar nicht. William sah sich um, da fehlte doch noch etwas. „Wo ist meine Waffe?!“, fragte er und hielt Charles, der gerade den Raum verlassen wollte auf. Der Barmann drehte sich zu ihm und noch immer lag ein Lächeln auf seinen Lippen, das sich leicht in ein Grinsen verwandelte. Jack klopfte auf seine rechte Seite und ließ im nächsten Moment Einblick auf das was er unter seiner braunen, ledernen Weste trug. Dort hing William Scots Waffe in seinen Waffengürtel. „Die bewahre ich auf. Reiner Selbstschutz, denn immerhin habe ich es ja, mit einem Räuber zu tun, nicht wahr, William?!“, mit diesen Worten verließ er den Raum und ließ einen vor sich hin grummelnden Dieb zurück.
Er würde sich jetzt aus den Staub machen, wenn auch ohne Waffe, dann würde er sich eben eine Neue stehlen. William setzte sich weiter auf und wieder verließ ein Keucher seine Kehle. Die Schmerzen waren noch immer da, doch nicht mehr so stark. Scot vermutete, dass man die Kugel hatte entfernt und die Wunde desinfiziert und sie nun heilte. Das beruhigte ihn ein wenig, denn selbst, so war er sich gewiss, hätte er die Kugel nie entfernen können, auch wenn er es hätte versucht. Ein herber Stich durch fuhr seine linke Seite und William ließ sich zurück gleiten. Vielleicht sollte er noch eine Weile hier bleiben, zumindest so lang, bis er seine Waffe wieder hatte. Nicht länger.

Leise begab sich Jack zurück in sein Zimmer, in das er William Scot, den Räuber einquartiert hatte. Es war schon wieder nach Mitternacht und er vermutete den Gesuchten schlafend. Er war zwei Tage lang bewusstlos gewesen und nun war er endlich wieder bei Verstand. Die Wunde heilte gut und Jack war beruhigt, denn Zeitweise dachte er Scot würde ihn unter den Händen wegsterben, doch dazu war es nicht gekommen. Sein Zustand hatte sich verbessert. Charles viel ein großer Stein vom Herzen.
Er konnte nicht sagen warum, doch es war ihm sehr wichtig, dass William durchkam und auch, dass er Daily Town lebend und ohne dem Sheriff begegnet zu sein, wieder verlassen konnte. Er legte sehr viel Wert darauf.
Gähnend begab er sich zu dem Stuhl, auf den er auch die letzten Tage über genächtigt hatte. Sich noch einmal streckend ließ er sich darauf nieder und legte seine Beine auf den kleinen Tisch, der noch mit im Raum stand. „Wie heißt du eigentlich?!“, ertönte plötzlich Williams Stimme und schnitt die Dunkelheit förmlich auseinander. „Du bist ja, wach!“, bemerkte Jack und streckte sich noch einmal bevor er sich tiefer in den Stuhl gleiten ließ. „Charles Potter ist mein Name.“, sagte er. „Doch hier in Daily Town nennt man mich Jack.“ - „Wie das?!“ - „Das weiß ich nicht mehr so recht. Wie fühlst du dich, William?!“, fragte der Barmann und wand seinen Blick in Richtung Bett, auf dem er nur eine schwach aufgerichtete Silhouette erkennen konnte. „Besser...“, murmelte der Räuber und lehnte sich zurück. Stille trat ein und nur der Stuhl, auf dem Jack saß knarrte leise unter dessen Bewegungen.
William lauschte dem Atem des Barmanns und seufzte leise. „Danke...“, murmelte er kaum hörbar. Was er nicht sehen konnte war, dass sich auf Jacks Lippen ein Lächeln legte, doch eine Antwort erhielt er nicht. Der Schwarzhaarige tat so, als hätte er es nicht gehört, denn er konnte sich vorstellen, dass es dem Dieb recht peinlich sein würde. Er kannte den männlichen Stolz, besonders den eines Cowboys zu diesen Zeiten.


Ganze zwei Wochen blieb William Scot in Jacks kleinen Zimmer. Der Schwarzhaarige kümmerte sich rührend um ihn, versorgte ihn mit essen und trinken, wusch seine Kleidung und kümmerte sich um die Genesung seiner Wunde. Der Räuber kam sich seit langem mal richtig behütet vor.
„Und heute willst du abreisen?!“, fragte Charles, an die Wand neben seinen Fenster gelehnt. Sein Blick war auf William gerichtet der auf dem Bett saß und sich gerade die Stiefel anzog. „Ja, ich bin schon zu lang hier. Der Sheriff kommt mir noch irgendwann auf die Schliche und dann bekommst du Probleme. Du weißt was für eine Strafe darauf steht einen Dieb zu beherbergen und das wäre dir nicht gerecht. Du bist ein guter Mensch, Charles.“ Der Barmann lächelte bitter, bevor er seinen Blick aus den Fenster wand und das treiben auf der befüllten Straße beobachtete. „Was hast du?!“, fragte William und richtete sich auf. Er klopfte die Hacksen aneinander und ging schließlich auf Jack zu. „Nichts... Es ist nur... ach das ist dumm... aber.. ich habe mich an dich gewöhnt. Mein Herz... es wird schwer, wenn ich daran denke, das du gehst...“, der Barmann flüsterte, so leise wie er konnte, doch er wusste das der Brünette ihn hören konnte, denn immerhin stand er direkt hinter ihm und hatte eine seiner Hände auf seine Schulter gelegt. „Es tut mir Leid, dass ich dir solche Probleme bereite. Ich hätte hier nicht auftauchen sollen, Charles.“
Jack wand sich zu William um und sah ihn in die Augen. Er konnte die Wehmut darin erkennen und ihm wurde um das Herz noch gleich viel schwerer. „Du bist auch wirklich der Einzige, der mich Charles nennt.“, hauchte er und versuchte zu lächeln, doch es gelang ihn nur minder.

Es war kurz vor Mitternacht, als Jack Luke, den letzten Gast vor die Tür setzte, die Bar ab schloss und sich nach oben in sein Gemach begab. William saß auf den Stuhl, auf dem Jack die ersten Tage lang geschlafen hatte und blickte auf den Mond. Er war voll und leuchtend.
„Es ist soweit...“, flüsterte er als er hörte, dass der Barmann den Raum betrat. In seiner Stimme lag Wehmut und Charles war sich nicht sicher, aber er glaubte heraus zuhören, dass er doch nicht gehen wollte, doch vielleicht bildete er sich da auch nur ein, weil es das war, was er gern würde hören wollen. Jack verstand sich schon lang nicht mehr. In den letzten Wochen hatte sich alles nur noch um William gedreht und er konnte sich einfach nicht vorstellen, das dem plötzlich nicht mehr so sein würde. Dies wollte einfach nicht in seinen Kopf hinein und auch sein Herz, wollte und konnte sich damit nicht abfinden. William war in der kurzen Zeit ein Teil seines Lebens geworden, ein sehr wichtiger Teil.
„Ja...“, flüsterte Jack und blieb im Türrahmen stehen. „Der Saloon ist abgeschlossen... die Tänzerinnen schlafen, du solltest also keine Probleme damit haben unentdeckt hier raus zukommen.“ Der Schwarzhaarige sah William nicht an. Er wusste er konnte das nicht ertragen, er würde versuchen ihn aufzuhalten.

Zusammen begaben sie sich nach unten zur Hintertür. Der Tür durch die William vor zwei Wochen schwer verletzt eingestiegen war. Jack schloss sie auf und wand scheu seinen Blick zu dem Brünetten. „Sag, William, werde ich dich wieder sehen?!“
Die Augen des Diebes weiteten sich. Er hatte mit so einer Aussage gerechnet, doch nun als er sie hörte kam sie für ihn doch unerwartet. Er hatte gehofft, dass Charles zu ihm sagen würde, dass er ihn gern wieder sehen würde, doch er wusste was damit verbunden war. Er wurde gesucht, für viel Geld. Jeder andere würde ihn sofort an den Sheriff verraten und das hieß, dass er ein ständiges Leben auf der Flucht führte, dies konnte er Charles nicht antun. „Du hast keine Ahnung, wie gern ich jetzt ja sagen würde, doch du weißt, dass das nicht geht. Ich will nicht sehen wie du Exekutiert wirst nur weil du mir geholfen hast oder gar noch einen schlimmeren Tod erfährst für das was zwischen uns war.“ Der Schwarzhaarige wand seinen Blick ab. Er war immer ein vernünftiger Mann gewesen, hatte rechtens gelebt, doch jetzt war ihm das alles egal. Er wollte mit William mitgehen, doch er wusste, dass dieser das nie zulassen würde. „Das wäre mir egal...“, flüsterte er und spürte wie sich Scots Hände auf seine Schultern legten. „So etwas darfst du nicht sagen, Charles! Du wirst auch ohne mich leben können. Du wirst ohne mich überleben und darauf kommt es doch an. Ich verspreche dir, dass ich irgendwann wiederkommen werde. Eines Tages werde ich in deinem Saloon stehen, als freier Mann. Das verspreche ich dir. Doch noch ist es noch nicht soweit. Ich hoffe du kannst mir das verzeihen, Charles?!“, flüsterte William und Jack konnte merken, dass er sich beim Sprechen in seine Schultern krallte. „Ja.. ich verzeihe dir..“, flüsterte der Schwarzhaarige und biss sich auf die Lippen. Alles in ihn verkrampfte sich. Er wollte nicht sehen, wie William davon ritt.
„Ich komme wieder...“, flüsterte der Dieb und legte seine Lippen auf die des Barmannes. Ihr Kuss war voller Abschiedsschmerz, voller Verlangen und den Drang den jeweils Anderen bei sich zu behalten, doch sie wussten, dass es im Moment nicht ging und so hatten sie nur ihr Versprechen.
William schwang sich auf Jacks Pferd, dass dieser ihn zur Verfügung stellte, wand seinen Blick ein letztes Mal zu den Schwarzhaarigen bevor er im Galopp davon preschte. 
Noch zirka eine Halbe Stunde verharrte Charles auf seinen Platz, sah in die Richtung in die William Scot verschwunden und obwohl dieser schon lang nicht mehr zu sehen war. Voller Wehmut seufzend begab er sich zurück in den Saloon. Die Gedanken auf den Tag gerichtet an dem William als freier Mann zu ihm zurückkommen würde.

Ende

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