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It's about Yin & Yang
In einer kleinen Wohnung in einem Hochhaus am Rande der Stadt brannte gedämpftes Kerzenlicht. Die Stromrechnung schien in Verzug gekommen zu sein und so war der Unterkunft das Licht genommen worden. Die Herberge war nicht sehr groß. Zwei Zimmer, wobei die Küche und das Wohnzimmer in eins übergingen und das Bad so groß war wie ein normaler Kleidungsschrank. In dem einzigen weiteren Raum, auf einem kleinen Bett lag ein kleines Mädchen. Ihre langen gelockten Haare trug sie in geflochtenen Zöpfen und die Bettdecke hatte sie bis zu ihrem kleinen Kinn gezogen.
An ihrem Bett, nur von dem leichten Kerzenlicht angeleuchtet, saß ein junger Mann Anfang zwanzig. Er strich ihr sanft über die Wange, während er eine Gute-Nacht-Geschichte erzählte. Neugierig lauschte das kleine Mädchen ihrem älteren Bruder und hing ihn förmlich an den Lippen. Gähnend rieb sie sich die Augen, bevor sie schließlich langsam begann ein zu schlafen.
Der junge Mann erzählte seine Geschichte zu Ende, um sich zu vergewissern, dass das Mädchen auch wirklich schlief. "Gute Nacht, Liliana..", hauchte er ihr sanft zu bevor er sich von dem Bett erhob und die Kerze aus blies. Leise verließ er den Raum und versuchte die Tür so geräuschlos wie möglich zu schließen. Es war kurz vor acht. Liliana schlief und für ihn Synn Păcat, wie er hieß, hieß das 'arbeiten' gehen.
Doch er arbeite nicht im herkömmlichen Sinne. Er hielt sich und seine kleine Schwester mit Kleingaunerei über Wasser. Leider hatte der letzte Monat nicht viel eingebracht und so konnte er die Stromrechnung nicht begleichen, doch dieser Zustand, den wollte er nicht lang beibehalten. Er würde jetzt gleich auf Streifzug gehen und sehen, dass er zumindest genug für Miete und Strom zusammen brachte.
Nachdem er sich umgezogen und das Kinn lange Haar im Nacken zusammengebunden hatte, jedoch ließen sich nicht alle Strähnen einfangen, die Haare waren einfach zur kurz, verließ er die kleine Wohnung. Die Tür schloss er von außen noch einmal ab und machte sich auf den Weg in das Schwarz der Nacht. Auf einen guten Raubzug!
In den frühen Morgenstunden, war Synn schließlich wieder zurück in der kleinen Wohnung. Gerade rechtzeitig um für seine Kleine Frühstück herzurichten und sie sanft aus dem Bett zu holen. Das Mädchen war erst vier Jahre alt. Jeder hatte nach dem Tod ihrer Eltern gesagt, dass Synn sich nicht um sie kümmern könnte. Gut, er hatte nicht besonders viel Geld, momentan nach dem Raubzug, der wirklich gut gelaufen war, schon, aber er tat sein bestes um das kleine Goldlöckchen das Beste zu bieten. So schickte er sie auch in einen der besten Kindergärten der Gegend. Das hatte der kleine Engel einfach verdient.
Zwei Stunden später lieferte er Liliana beim Kindergarten ab. Die Frau vom Frühhort begrüßte sie Beide und nahm Liliana, nachdem sie sich von ihrem Bruder verabschiedet hatte, mit in den Raum. Synn machte sich jetzt auf den Weg zu seinen kleinen Tankstellenjob, denn er am Vormittag hatte. Es sprang nicht viel dabei raus, doch es half ihm das Wesen der Menschen zu studieren und das war wichtig für seine nächtliche Betätigung. Gähnend machte er sich auf den Weg. Er sollte unbedingt mal wieder eine Nacht einfach nur schlafen. Er war viel zu viel unterwegs!
Der Blonde betrat die Tankstelle und begrüßte den Mann, der hinter der Theke stand. „Morgen, Tyler!“, sprach er und begab sich nach Hinten und legte seine Tasche unter die Theke und sah den Mann, der zwischen 50 und 60 war an. Ihm wurde der Schlüssel für die Kasse übergeben und der Boss, Tyler, begab sich in seinen verdienten Feierabend. Nun ja sehr verdient war er vielleicht auch nicht, denn immerhin arbeitete er gerade mal eine Stunde nachdem er den Laden aufgeschlossen hatte, bis Synn dann kam und bis Mittag arbeitete.
So zog sich der Vormittag, zumindest für den Blonden, sehr lang hin. Jeden Tag passierte das Gleiche und es ermüdete Synn noch mehr, als wenn er kaum schlief. Um kurz nach neun kam der alte Mann, der jeden Tag für 10 $ tankte und in zwei Fünfern bezahlte. Danach kam diese vollbusige Brünette, die sich Zigaretten besorgte und darüber beschwerte, dass er sie nie anlächelte oder gar mit ihr flirtete, dass die Frau locker seine Mutter sein konnte, ließ Synn bei seinen beschwichtigenden Reden immer gekonnt außen vor! Das alles machte ihn Müde. Doch er konnte auch hellwach sein und wirklich sehr zuvorkommend, so wie bei dem alten Mann, der gerade an der Kasse war und kaum richtig zusehen noch zu gehen schien. Der Blonde warf einen Blick nach draußen, Hauptsache er hatte ein fettes Auto! Naja, zumindest würde es ihm nicht wehtun, wenn er ihn etwas erleichterte! Wie ein vorbildlicher junger Mann, brachte er den Alten nach draußen und bekam von ihm sogar noch einen Zehner zugesteckt, doch das reichte Synn nicht. Während er ihm die Sachen in den Kofferraum tat, wobei sich Synn echt fragte, wie man in einer Tankstelle so viel Sachen kaufen konnte, verleibte er sich die Brieftasche des Alten ein und wünschte ihn, nachdem er ihn in das Auto geholfen hatte, sogar noch einen schönen Tag. Synn begab sich wieder nach drinnen und ging hinter der Theke in die Knie. Dort faltete er die Brieftasche auf und nahm das Geld heraus, was immerhin stolze 200$ waren. Das war doch immerhin was und die Geldbörse würde schließlich nach draußen unter den Blumenständer wandern. Bis jemand sie dort entdecken würde, dann wäre Synn schon längst zu Hause! Selbst wenn der Alte zurück kommen würde, würde Synn auf den perfekten Angestellten machen, ihn mit seinen großen braunen Augen – die er eigentlich nicht mochte, doch in solchen Momenten waren sie sehr hilfreich – und ihn helfen zu suchen, wobei man natürlich die Brieftasche nicht finden würde, welch Zufall aber auch und dem Mann gut zureden, dass man sie schon wieder finden würde und auch, dass er sich sofort bei ihm melden täte, würde er etwas hören. Synn war sich sicher, dass das funktionieren würde! Es hatte schon mehr als einmal funktioniert! Zwar hatte er es an der Tankstelle noch nicht getan, doch in andern Jobs, die er bisher gehabt hatte und jedes Mal war er ohne Probleme raus gekommen und mittlerweile war er besser geworden was das anging.
Der Blonde zählte noch einmal das Geld und schob es dann in die eigene Brieftasche. Von dem Geld, was er sich ergaunert hatte konnte er zumindest das Abendbrot für seine süße kleine Schwester kaufen. Er selbst würde zwar fast leer ausgehen, doch so behielt er wenigstens seine Figur und das wichtigste war eh, dass der kleine Augenstern satt wurde. Synns Blick fiel zur Uhr. Es war kurz vor zwölf, das hieß für ihn Feierabend! Raus aus der Tanke und rein in das Getümmel der Stadt. Leute bestehlen, verstand sich. Vielleicht würde ja für ihn selbst auch noch was für dass Essen herausspringen, abzüglich dem Geld für Miete und Strom.
Synns Schwester, Liliana war derweil im Kindergarten. Sie liebte ihren Bruder! Er war ihr persönlicher Held! Immer für sie da und machte ihr alles möglich. Zwar bekam sie nicht immer gleich was sie wollte, doch letztlich kaufte ihr Bruder es ihr doch. Er war wirklich lieb zu ihr. Doch im Moment interessierte sie etwas anderes. Es war ihre erste Schwärmerei: Dior, der Kindergärtner. Er war so hübsch, wie sie fand! Seine schwarzen Haare, waren in einem Zopf zusammen gebunden und seine grauen Augen strahlten wenn er lächelte. Er war der Traum jedes kleinen Mädchens im Kindergarten und so auch Lilianas. Als er herein kam rannte sie zugleich, wie die anderen Kinder auch, auf ihn zu. Er lächelte sie an und ihr Herz schlug höher. „Dior..“, säuselte das Kind und strahlte ihn an.
Dior, der junge Mann Mitte zwanzig, der seinen Beruf liebte wie alles andere, sah über die Kinder. Kindergärtner war nicht das was man ihn vielleicht ansah, aber das was er unglaublich liebte und gegen nichts eintauschen würde, außer vielleicht gegen seinen Zweitjob, aber der war eine ganz andere Kategorie! Er hatte alle Kinder gern, doch das kleine, unschuldige Goldlöckchen hatte er am liebsten! Ihr Haar war wirklich so golden wie die Sonne und ihre braunen Äugelein so dunkel, dass sie ihn an ein schwarzes Loch erinnerten in dem alles andere um sie herum verschwand und man, ohne, dass man etwas dagegen tun konnte, sich nur noch mit ihr beschäftigen wollte!
So passierte es auch immer wieder, dass er fast ausschließlich nur mit der kleinen Lilie spielte, was ihr Name, Liliana, bedeutete. Für die Kleine war das natürlich ein totaler Liebesbeweis, dass Dior so in sie vernarrt war und heimlich hörte sie jetzt schon für sich und ihn die Hochzeitsglocken läuten! Kleine unschuldige Kinderträume eben!
Bei dem kleinen Dieb hieß es derweil, fette Beute! Er hatte genug Geld gemacht, dass er die Miete, den Strom und Essen für seine kleine Schwester bezahlen konnte! Synn war sehr gut gelaunt! Wirklich sehr gut. Der Blonde schaffte sogleich das Geld für Miete und Strom auf die Bank und ließ die Rechnungen begleichen. Zumindest war er jetzt erst mal für einen weiteren Monat sicher! Seine Schwester hatte ein Dach über den Kopf und etwas zu essen. Das war sehr schön! Synn legte sich für ein halbes Stündchen auf das Ohr. Es brachte nicht den Schlaf einer ganzen Nacht wieder herein, den er ja komplett hatte ausgelassen, doch es würde ihn zumindest etwas Energie schenken. Als Synn wieder erwachte war begab er sich unter die Dusche. Er duschte immer mit kaltem Wasser. Schon seit dem Tod seiner Eltern hatte er nicht mehr warm geduscht, aber ihm war es recht so. Warmes Wasser bekam nur Liliana und Wasser zum Kochen wurde so heiß gemacht. Er wollte die Rechnung einfach so niedrig wie möglich halten, denn zu viel Nebenkosten konnte er sich wahrlich nicht leisten, die Miete aufzubringen war für ihn schon schwer genug! Frisch geduscht, angezogen und mit Handtuch trockenem Haar machte sich der Blonde auf den Weg sein kleines, weibliches, kindliches Ebenbild vom Kindergarten abzuholen. Sie sahen beide aus wie ihre Mutter -was Synn alles andere als prickelnd fand, er hasste es so weibliche Züge ab und an zu haben - nur das blonde Haar hatten sie vom Vater gehört. Während ihre Mutter das klassische Schneewitchen gewesen war, war ihr Vater, zumindest vom Aussehen her, eher der nordeuropäische Typ gewesen. Die beiden waren also eine Mischung aus den Beiden. Den rumänischen Einfluss der Mutter und den nordeuropäischen des Vaters.
Synn kam schließlich beim Kindergarten an und trat sich die Schuhe ab. Er klopfte an der Tür, betrat den Raum: "Liliana, Mäuschen. Zeit nach Hause zu gehen!" Seine Schwester sah auf und freute sich ihren Bruder zusehen, doch zugleich war sie auf einmal tot unglücklich! Sie wollte noch nicht nach Hause! „Hi.. Synn..“, sprach sie betrübt und sah traurig zu Dior. Der Kindergärtner legte seinen Kopf schief und ging vor der Kleinen auf die Knie. „Hey.. warum denn so unglücklich? Willst du nicht mit deinem Bruder mitgehen?“ - „Doch..“, begann sie und seufzte laut. „Aber.. ich will noch nicht gehen!“ Der Blonde kam auf seine Schwester zu und ging ebenfalls in die Hocke. „Aber du kommst doch morgen wieder... und ich kann dich auch da eine halbe Stunde später abholen!“ Die Kleine überlegte, wollte was sagen, doch dann griff sie Synn in die Haare. Liliana spürte, dass sie noch feucht waren und sah ihr älteres, männliches Ebenbild böse an. „Deine Haare sind nass!! Du wirst noch krank! Ab nach Hause mit dir!“, sprach sie belehrend und wand sich Dior zu. „Ich.. muss ihn nach Hause bringen! Er wird sonst krank.. tut mir Leid!“ Die Kleine sprach plötzlich wie eine ganz Große! Auch wenn sie erst vier Jahre alt war, war sie der festen Überzeugung, dass sie auf Synn aufpassen musste! Immerhin passte dieser ja auch auf sie auf, also war es ein Geben und Nehmen! Sie war der Meinung, dass der Junge viel zu sorglos mit sich selbst umging! Wann hatte sie ihn das letzte Mal schlafen gesehen oder gar essen? Sie wusste es nicht. Er war immer wach bevor sie ins Bett ging und auch wenn sie aufwachte wuselte er schon herum!